Ruth-Maria Thomas Die schönste Version

Ruth-Maria Thomas – Die schönste Version

Ruth-Maria Thomas’ Debütroman „Die schönste Version“ ist eine außergewöhnlich differenzierte Auseinandersetzung mit den Themen Beziehung, Gewalt und Identität. Der Roman beginnt mit einem erschütternden Moment der Gewalt in einer Beziehung und entfaltet sich rückblickend, indem die Protagonistin sich an frühere Beziehungen, sexuelle Erfahrungen und ihre Entwicklung als Frau erinnert. Diese Selbstbefragung führt die Leser.innen durch die Abgründe ihrer Erlebnisse, die von intensiver Liebe bis hin zu maßloser Gewalt reichen. [Bitte nur lesen, wer sich dem aussetzen kann.]

Die Sprache ist sowohl literarisch anspruchsvoll als auch fast filmisch in ihrer Bildhaftigkeit. Und spiegelt wunderbar die innere Zerrissenheit der Protagonist.innen wider – ihre Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung, die vor allem Jella, die der Zentrum der Erzählung ist, dazu bringt, sich ständig zu verstellen, um den Erwartungen ihrer Umwelt zu entsprechen. Besonders eindringlich ist die Darstellung des Frauwerdens in einer Kleinstadt, umgeben von traditionellen Rollenbildern und der Kluft zwischen Männern, die sich feministisch geben, aber nicht danach handeln.

Was „Die schönste Version“ so besonders macht, ist der Verzicht auf eine einfache Täter-Opfer-Darstellung. Jellas Geschichte ist komplex, und es gelingt der Autorin ganz wunderbar, das Gefühl des Gefangenseins in gesellschaftlichen und emotionalen Strukturen sensibel und vielschichtig zu erfassen. In einer Zeit, in der Gewalt gegen Frauen immer noch ein erschreckend aktuelles Thema ist, stellt dieser Roman die Frage, wie solche Beziehungen entstehen und welche psychologischen Dynamiken hinter ihnen stehen.

Ein außergewöhnlich kraftvolles Debüt, dass sich mit den Abgründen menschlicher Beziehungen und dem weiblichen Erwachsenwerden auseinandersetzt. 

Mehr Infos bei meiner Lieblingsbuchhandlung Literatur Moths.

AutorIn

Ruth-Maria Thomas

Titel

Die schönste Version

Verlag

Rowohlt Verlag

Erscheinungsjahr

2024

Hast du das Buch schon gelesen?

Klingt interessant, hat dich neugierig gemacht?

Teile gerne deine Gedanken mit uns! Hier gehts zum Instagram-Beitrag:

Weitere Buchempfehlungen

Saša Stanišić – Wolf: Ferienlager im Wald

Kinder auf einem Abenteuer im Wald, das schnell mehr wird als nur ein gewöhnliches Ferienlager. In der Wildnis lernen die Kinder, einander zu vertrauen, Ängste zu überwinden und die Natur mit neuen Augen zu sehen. Diese Geschichte zeigt, wie wichtig Freundschaft, Mut und Zusammenhalt sind, und ermutigt Kinder, sich Herausforderungen zu stellen und über sich hinauszuwachsen.

Weiterlesen »
Im Grunde gut

Rutger Bregman – Im Grunde gut

In ‚Im Grunde gut‘ geht es darum, den Glauben an das Gute im Menschen zu stärken und die Vorurteile abzulegen, die unser Handeln und Denken oft negativ beeinflussen. Bregman ermutigt uns, auf unser empathisches Potenzial zu vertrauen.

Weiterlesen »
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner